Harmian
Fachteam "Forenquiz"
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- 23.02.2009
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- 1.456
Servus!
Ich möchte euch zum Thema Nebenjob eine interessante Geschichte erzählen, die sich bei mir in den letzten Tagen ereignete. Ich finde es abartig, dass solche Verträge überhaupt rechtskräftig sind.
Tragt ruhig eure Meinung dazu bei.
----
Also ...
Aktuell bin ich auf der Suche nach einem Nebenjob für mein Zweitstudium, das ich ab Herbst beginnen werde.
Als ich so durch die Zeitungen nach einem netten Jöbchen für nebenbei stöberte, stieß ich auf eine verheißungsvolle Anzeige.
"Frühaufsteher gesucht zur Belieferung unserer Kunden - ca. 950€ pro Monat! - 01xx/xxx xxx xx"
"Klingt ja zu schön um wahr zu sein. Wahrscheinlich so ne 'Abzock-Vertriebs-WolleEinbaukücheKaufeStandImAldiHabMasche', dachte ich mir. Aber was solls, versuchen wir es mal," dachte ich mir und rief da am selben Tag noch an.
Es meldete sich ein freundlich klingender Herr, der sich als Geschäftsführer einer Morgengoldfilliale vorstellte.
Das Versandcenter entpuppte sich als Container im Hinterhof einer örtlichen Bäckerei. Dort traf der Herr pünktlich ein und erklärte mir, wie der Job so abläuft.
Man erhält am Vortag eine Lieferliste, die fast immer gleich bleibt. Am Tag darauf trifft man um 04:30 bei dem Container ein und packt die Sachen in Tüten und fährt anschließend die Route ab. 2 1/2 Stunden dauert der Spaß maximal (das war sogar mal die Wahrheit).
Als ich ihn auf die 950€ ansprach, meinte er, es gäbe saisonale Schwankungen blablabla. Zudem wäre das Vertragsverhältnis für mich auf Basis einer Selbstständigkeit.
Er wolle aber nichts überstürzen, ich solle mir die Stelle mal ansehen und mal mit seiner Frau mitfahren, die meine zukünftige Route fährt.
Als ich dann mitfuhr, sah das ganze auch ganz nett aus. Straßen leer, ein wenig Frühsport und das Zeitlimit, bis alle beliefert sein sollten, war großzügig bemessen.
Nachteile soweit: Ich muss meinen eigenen PKW nutzen (!), ich muss im Falle von verschuldetem Fernbleiben (Krankheit zählt da auch dazu, später dazu mehr) einen Ersatzfahrer benennen (!!) und ich muss 7 Tage die Woche/362 Tage im Jahr ran - Ausnahme 25.12, 01.01, und Ostersonntag (!!!).
Da kam ich schon ins Grübeln, dachte mir aber, ich kann es ja mal so ein paar Wochen bis Beginn des Studiums machen und dann den Job canceln.
Doch dann kam alles anders...
als ich den "Vertrag" erhielt. Ein Vertrag, der sich nicht nur am Rande der Sittenwidrigkeit bewegt, sondern ganze 5 Schritte drüber.
Kurze Zusammenfassung:
Einkünfte aus Zustellung
Anhand bestehender Bestelllisten auf den Monat hochkalkuliert.
~500€.
brutto!
ohne abzüge Sozialversicherung, da (Schein)selbstständigkeit!
____________________________________
Erstattung Spritkosten
Erstattung pro gefahrenen Kilometer entspricht den tatsächlichen Spritkosten (zugegeben, ich war erstaunt).
Knackpunkt: Für die Heimfahrt gibts nur eine 5km pauschale (tatsächliche Distanz: 25km)
= Verlust Woche: 10€.
____________________________________
Kommen wir auf 450€ pro Monat.
Ziehen wir mal die nicht übernommene Krankenversicherung ab (repräsentativ)
Single, Barmer, 27 Jahre, 180€/Monat.
270€/Monat.
Mögliche Unfälle? Verschleiß am Auto? Sonstige Sozialleistungen?
Kann ich alles selber zahlen!
Btw: Ich habe hier immer noch den Bruttobetrag genommen. :burn:
____________________________________
Aber nun kommt das große Finale:
Abzockverträge sind eines, aber Vertragsstrafen was anderes.
Laut dem Vertrag muss ich pro Tag, an dem ich nicht arbeiten kann und kein anderer meine Route fährt 40€ (in Worten vierzig) an den Vertragspartner zahlen, unabhängig ob Beinbruch, Autounfall, Schlaganfall, Oma im Krankenhaus oder Guantanamo Surprise Urlaub.
Das gleiche gilt, wenn der Vertrag meinerseits (oder vom Arbeitsgeber aus ~wichtigen~ Gründen) fristlos gekündigt wird, hier ist das Limit aber großzügigerweise bei 27 Tagessätzen (1080€ !!!).
Selbstverständlich habe ich den Vertrag nicht unterschrieben.
Warum ich euch das mitgeteilt habe?
Lest immer eure Verträge durch bzw. wenn ihr euch damit nicht auskennt, fragt jemanden, der die Kenntnis hat!
Habt ihr schon mal ähnliche Verträge vorgesetzt bekommen?
FG
ein rumragender Harmian
Ich möchte euch zum Thema Nebenjob eine interessante Geschichte erzählen, die sich bei mir in den letzten Tagen ereignete. Ich finde es abartig, dass solche Verträge überhaupt rechtskräftig sind.
Tragt ruhig eure Meinung dazu bei.
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Also ...
Aktuell bin ich auf der Suche nach einem Nebenjob für mein Zweitstudium, das ich ab Herbst beginnen werde.
Als ich so durch die Zeitungen nach einem netten Jöbchen für nebenbei stöberte, stieß ich auf eine verheißungsvolle Anzeige.
"Frühaufsteher gesucht zur Belieferung unserer Kunden - ca. 950€ pro Monat! - 01xx/xxx xxx xx"
"Klingt ja zu schön um wahr zu sein. Wahrscheinlich so ne 'Abzock-Vertriebs-WolleEinbaukücheKaufeStandImAldiHabMasche', dachte ich mir. Aber was solls, versuchen wir es mal," dachte ich mir und rief da am selben Tag noch an.
Es meldete sich ein freundlich klingender Herr, der sich als Geschäftsführer einer Morgengoldfilliale vorstellte.
Ich fragte an, ob die Stelle noch zu haben sei und der Herr meinte,"ja klar, kommen Sie einfach morgen um 10 bei unserem Versandcenter vorbei".Morgengold beliefert Privathaushalte mit Backwaren in einem Abomodell.
Das Versandcenter entpuppte sich als Container im Hinterhof einer örtlichen Bäckerei. Dort traf der Herr pünktlich ein und erklärte mir, wie der Job so abläuft.
Man erhält am Vortag eine Lieferliste, die fast immer gleich bleibt. Am Tag darauf trifft man um 04:30 bei dem Container ein und packt die Sachen in Tüten und fährt anschließend die Route ab. 2 1/2 Stunden dauert der Spaß maximal (das war sogar mal die Wahrheit).
Als ich ihn auf die 950€ ansprach, meinte er, es gäbe saisonale Schwankungen blablabla. Zudem wäre das Vertragsverhältnis für mich auf Basis einer Selbstständigkeit.
Scheinselbstständigkeit!
Er wolle aber nichts überstürzen, ich solle mir die Stelle mal ansehen und mal mit seiner Frau mitfahren, die meine zukünftige Route fährt.
Als ich dann mitfuhr, sah das ganze auch ganz nett aus. Straßen leer, ein wenig Frühsport und das Zeitlimit, bis alle beliefert sein sollten, war großzügig bemessen.
Nachteile soweit: Ich muss meinen eigenen PKW nutzen (!), ich muss im Falle von verschuldetem Fernbleiben (Krankheit zählt da auch dazu, später dazu mehr) einen Ersatzfahrer benennen (!!) und ich muss 7 Tage die Woche/362 Tage im Jahr ran - Ausnahme 25.12, 01.01, und Ostersonntag (!!!).
Da kam ich schon ins Grübeln, dachte mir aber, ich kann es ja mal so ein paar Wochen bis Beginn des Studiums machen und dann den Job canceln.
Doch dann kam alles anders...
als ich den "Vertrag" erhielt. Ein Vertrag, der sich nicht nur am Rande der Sittenwidrigkeit bewegt, sondern ganze 5 Schritte drüber.
Kurze Zusammenfassung:
Einkünfte aus Zustellung
Anhand bestehender Bestelllisten auf den Monat hochkalkuliert.
~500€.
brutto!
ohne abzüge Sozialversicherung, da (Schein)selbstständigkeit!
____________________________________
Erstattung Spritkosten
Erstattung pro gefahrenen Kilometer entspricht den tatsächlichen Spritkosten (zugegeben, ich war erstaunt).
Knackpunkt: Für die Heimfahrt gibts nur eine 5km pauschale (tatsächliche Distanz: 25km)
= Verlust Woche: 10€.
____________________________________
Kommen wir auf 450€ pro Monat.
Ziehen wir mal die nicht übernommene Krankenversicherung ab (repräsentativ)
Single, Barmer, 27 Jahre, 180€/Monat.
270€/Monat.
Mögliche Unfälle? Verschleiß am Auto? Sonstige Sozialleistungen?
Kann ich alles selber zahlen!
Btw: Ich habe hier immer noch den Bruttobetrag genommen. :burn:
____________________________________
Aber nun kommt das große Finale:
Abzockverträge sind eines, aber Vertragsstrafen was anderes.
Laut dem Vertrag muss ich pro Tag, an dem ich nicht arbeiten kann und kein anderer meine Route fährt 40€ (in Worten vierzig) an den Vertragspartner zahlen, unabhängig ob Beinbruch, Autounfall, Schlaganfall, Oma im Krankenhaus oder Guantanamo Surprise Urlaub.
Das gleiche gilt, wenn der Vertrag meinerseits (oder vom Arbeitsgeber aus ~wichtigen~ Gründen) fristlos gekündigt wird, hier ist das Limit aber großzügigerweise bei 27 Tagessätzen (1080€ !!!).
Selbstverständlich habe ich den Vertrag nicht unterschrieben.
Warum ich euch das mitgeteilt habe?
Lest immer eure Verträge durch bzw. wenn ihr euch damit nicht auskennt, fragt jemanden, der die Kenntnis hat!
Habt ihr schon mal ähnliche Verträge vorgesetzt bekommen?
FG
ein rumragender Harmian
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