Bis jetzt hab ich in meinem kurzen Leben nur mit zwei Arten von Selbstmördern zu tun gehabt;
Kategorie Nr.1: Übersensibele Menschen, die sich alles viel schnell zu Herzen nehmen, nie RICHTIGE Probleme oder Verluste erlebt haben, den Mut verloren, sich einredeten, alles hätte keinen Sinn mehr - und am Schluss springen sie von ner Brücke, schneiden sich die Pulsadern auf (meistens sogar falsch, Leute, längs, nicht quer) und so weiter.
Fazit: Armseelige Idioten, die in ihrem Märtyrium doch effektiv nur wollten, dass alle Welt um sie trauert, und sie sooooooo sehr bemitleidet, weil es ihnen doch soooooo schlecht ging.
Kategorie Nr.2: Individuen, denen das Schicksal wirklich übel mitgespielt hat, und die auf einen Schlag alles verloren haben, was für sie in dieser Welt je eine wirkliche Bedeutung hatte. Eine Mutter, Hausfrau, verliert in einem Autounfall ihren Ehemann und ihre beiden Kinder, sie überlebt als einzige, ihre Eltern wurden vom Krebs kurz zuvor dahingerafft, sie ist 40 Jahre alt, hat nur einen Hauptschulabschluss und wird niemals die Schulden an dem Haus bezahlen können, und selbst wenn sie jemand einstellen würde, wem sollte sie das nunmehr wertlose Ding vermachen, in dem alle Erinnerungen in jeder Wand stecken?
Fazit: Ein Entschluss, den man respektieren muss, gute Sprüche wie "Es wird schon wieder, knie dich rein" können diesen Verlust nie wieder gutmachen, und es ist viel zu spät, um sich wieder etwas aufzubauen, in dessen Umfeld man später mit gutem Gewissen "normal" sterben kann.
Also, das ist eine Entscheidung, die jeder von sich allein aus treffen muss. Ein Recht hat jeder darauf, schließlich hat ein jeder, der keinem anderen Leben verpflichtet ist, die freie Wahl so einen Schritt zu tun.
Jemand, dessen Leben gerade erst angefangen hat, hat nicht die nötige Erfahrung, um die Konsequenzen eines solchen Schritts beurteilen zu können, es wäre ein Kurzschluss, geboren aus reiner verletzter Emotionalität.
Jemand, der viel gesehen hat, und alles verliert, ohne Chance auf einen lohnenswerten Neuanfang, sucht entweder die Flucht in die Traumwelt des Rauschs, jedenfalls wird er die Realität nie wieder wie zuvor wahrnehmen, und soetwas wie Glück zu empfinden, sicher, dass man das dann noch kann? Demnach wäre Suizid eine Handlung, die durchaus nachvollziehbar ist und das verbleibende Leid verkürzt.
Ich schätze, wir können das nicht einfach so mit einem pauschalen Satz aburteilen, oder Philosophie über Egoismus oder Courage.
Ich habe das eine gesehen, ich habe die andere Konsequenz mitansehen müssen, und dennoch komme ich zu keinem endgültigen Schluss. Ich denke, die meisten von euch haben noch nicht einmal das, um sich eine Meinung darüber zu bilden.